Quantcast
Channel: The Art of Pierangelo Boog
Viewing all articles
Browse latest Browse all 756

Gustave Doré: Illustrationen zu Münchhausen, 1. Teil

$
0
0
Gustave Doré, ein Zeitgenosse von Edouard Manet, stieß wie jener zu Lebzeiten auf heftige Ablehnung und Kritik. Während Manet zum Begründer der Moderne wurde, gilt Doré noch heute vielen als der bedeutendste Illustrator: Einige seiner Illustrationen der Bibel oder Dantes Hölle werden für immer im kollektiven Gedächtnis erhalten bleiben.
Da seine Illustrationen von Klassikern der Weltliteratur (Dante, Rabelais, Cervantès, La Fontaine, Milton…) und zeitgenössischen Autoren (Balzac, Gautier, Poe, Coleridge, Tennyson...) zu Lebzeiten und auch nach seinem Tod sowohl in Europa als auch in den Vereinigten Staaten eine weite Verbreitung erfahren, gilt er als einer der großen Vermittler der europäischen Kultur .(Musée d'Orsay)


Frontispiz



Ich trat meine Reise nach Russland von Haus ab mitten im Winter an, weil ich ganz richtig schloss, dass Frost und Schnee die Wege  durch die nördlichen Gegenden von Deutschland, Polen , Kur- und Livland, welche nach Beschreibung aller Reisenden fast noch elender sind als die Wege nach dem Tempel der Tugend,...

Nun kann man sich einbilden, wie bei so strengem Wetter, unter dem rauesten Himmelsstriche, einem armen, alten Manne zumute sein muss, der in Polen auf einem öden Anger, über den der Nordost hinschnitt, hilflos und schaudernd da lag und kaum hatte, womit er sein Schamblösse bedecken könnte.

Mein Pferd war anfänglich nirgends zu sehen doch hörte ichs bald darauf über mir wiehern. Als ich nun empor sah, so wurde ich gewahe, dass es an den Wetterhahn des Kirchturms gebunden war und von da herunterhing.

 ...es war mitten in einem fürchterlichem Walde, als ich einen entsetzlichen Wolf mit aller Schnelligkeit des gefrässigsten Winterhungers hinter mir ansetzen sah.

Der alte Herr, der seit einem Gefechte mit den Türken die obere Hälfte seines Hirnschädels vermisste und daher sooft ein Fremder in die Gesellschaft kam, sich mit artiger Treuherzigkeit entschuldigte, dass er an der Tafel seinen  Hut aufbehalten müsse,...


Da besann ich mich auf ein Stückchen Schinkenspeck, welches von meinem mitgenommenen Mundvorrat in meiner Jagdtasche übriggeblieben war. Dies befestigte ich an eine ziemlich lange Hundeleine, die ich aufdrehete und so wenigstens noch um viermal verlängerte...Kurz, der Brocken machte die Reise durch alle Enten samt und sonders hindurch, ohne von seinem Faden loszureissen. So sassen sie denn alle daran wie Perlen an der Schnur.

...und ruderte mich mit meinen Rockschössen nach der Gegend meiner Behausung durch die Luft.

...sank dadurch ganz sanft und allmählich geraded urch den Schornstein meines Hauses mitten auf den Küchenherd, auf welchem zum Glück noch kein Feuer angezündet war, zu hicht geringen Schreck und Erstaunen meines Kochs.

...drückte, so wie sie auflogen, ab und hatte das Vergnügen , zu sehen, dass mein Ladestock mit sieben Stücken, die sich wohl wundern mochten, so früh am Spiess vereinigt zu werden, in einiger Entfernung heruntersank.


...und siehe, zum Vorschein kam ein stattlicher Hirsch, mit einem vollausgewachsenen Kirschbaume, mehr denn zehn Fuss hoch zwischen dem Geweihe.

Als ich nach Hause ging, fuhr mir ein ganz entsetzlicher Bär mit offenem Rachen, bereit mich zu verschlingen, auf den Leib.

...dass es Feuer gab und den Bär mit gewaltigen Knallen auseinander sprengte.

Alles was ich tun konnte, war, mich eiligst auf einen Baum zu flüchten, um dort mich zur Verteidigung zu rüsten. Unglücklicherweise aber  fiel mir während des Hinaufkletterns mein Messer, das ich eben gebraucht hatte, herunter.

Kurz, ich packte ihn beim Eingeweide, kehrte sein Äusseres zu innerst, wie einen Handschuh, um, schleuderte ihn zu Boden und liess ihn da liegen.

Dies Stückchen hätte ich nun wieder nicht an einem tollen Hunde versuchen mögen, welcher bald darauf in einem engen Gässchen zu St. Petersburg gegen mich anlief....um desto besser fortzukommen, warf ich meinen Überrock ab und rettete mich geschwind ins Haus.

Tags darauf geriet ich in ein gewaltiges Schrecken durch neines Johanns Geschrei: "Herr Gott, Herr Baron, ihr Überrock ist toll!"


...wurd' es Nacht, so hing ich ihm eine Laterne an den Schwanz...

Ich eilte in voller Karriere nach dem nächsten Dorfe,...

.... um die Gruppenleute zu holen, die endlich nach langer, höchst mühseliger Arbeit die Verunglückten aus einer neunzig Klafter tiefen Schacht zutage förderten. Erst brachten sie den Reitknecht, dann sein Pferd, dann den Leutnant, dann sein Pferd, dann meine Frau und zuletzt ihren türkischen Klepper.

...zu meiner unsäglichen Freude fand ich meinen Hund noch an derselben Stelle, wo ich ihn vor vierzehn Tagen verlassen hatte.

Vier Läufe hatte mein Hase unter dem Leibe und vier auf dem Rücken....



...und dies den Damen noch besser zu zeigen und ihnen alle unnötige Besorgnis zu ersparen, so zwang ich den Gaul durch eins der offenen Fenster des Teezimmers mit mir hineinzusetzen.




Er soff gar unmässig und mit einem Heissdurste, der gar nicht zu löschen war...der ganze Hinterteil des armen Tieres, Kreuz und Lenden waren fort wie rein abgeschnitten.

Dieser heftete, ohne sich lange zu besinnen, mit jungen Lorbeersprösslingen, die gerade zur Hand waren, zusammen.

...und sprang im Hui auf die Kugel, in der Absicht, mich in die Festung hineintragen zu lassen.

Mein Gaul setzte so schnell und ohne Anstoss mitten durch die Kutsche hindurch, wovon die Fenster aufgezogen waren, dass ich kaum Zeite hatte, meinen Hut abzuziehen und die Damen  wegen dieser Freiheit untertänigst  um Verzeihung zu bitten.

...wenn nicht die Stärke meines eigenen Armes mich an meinem eigenen Haarzopfe, samt dem Pferde, welches ich fest zwischen meine Knie schloss, wieder herausgezogen hätte.


Ich flocht mir einen Strick von dem Häckerling, so lang ich ihn mir nur machen konnte. Diesen befestigte ich n einen von des Mondes Hörnern und liess mich daran herunter.

...als mein Strick auf einmal zerriss und ich mit solcher Heftigkeit herab zu Gottes Erdboden fiel, dass ich ganz betäubt davon wurder.

Ich bestrich die Deichsel eines Ackerwagens mit Honig und legte mich nicht weit davon des Nachts in einen Hinterhalt. Was ich vermutete, geschah. Ein ungeheurer Bär, herbeigelockt durch den Duft des Honigs, kam an und fing vorn an der Spitze der Stange so begierig an zu lecken, dass er sich die ganze Stange durch Schlund, Magen und Bauch bis hinten wieder hinaus leckte.

Es herrschte damals über ganz Europa ein so ausserordentlich strenger Winter, dass die Sonne eine Art von Frostschaden erlitten haben muss....

Mein Kerl setzte an und blies aus Leibeskräften ins Horn...



Darauf eilte ich zurück zu unseren Pferden, nahm unter jeden Arm eins...




Viewing all articles
Browse latest Browse all 756

Trending Articles